05.07.2023

Allgäuer Brauhaus steigert Getränkeabsatz um 14,1 Prozent

Hauptversammlung zum Geschäftsjahr 2022

• Traditionsbrauerei schließt über Branchenniveau ab
• Doppelkrise aus Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg hinterlässt Spuren
• Hohe Wettbewerbsintensität und steigender Kostendruck bleiben im Fokus


Allgäu, 5. Juli 2023. Nach massiven Einbrüchen infolge der Corona-Pandemie hat sich der deutsche Biermarkt im Geschäftsjahr 2022 leicht erholt: Das Statistische Bundesamt meldet beim Gesamtabsatz ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Allerdings liegt die Branche damit noch immer um 5,0 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019.

Bei den bayerischen Brauern wuchs der Gesamtbierabsatz um plus 2,6 Prozent, alkoholfreie Biere legten sogar um rund 9,5 Prozent zu. Infolge des wiederbelebten Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäfts und insbesondere der bundesweit starken Nachfrage nach bayerischen Hellbieren ist Bayern zudem das einzige Bundesland, dass sein Ausstoßniveau aus dem Jahr 2019 sogar übertreffen konnte – konkret um rund 16 Millionen Maß.

Allgäuer Brauhaus Absatz übertrifft Markterholung

An dieser erfreulichen Entwicklung hat das Allgäuer Brauhaus ordentlich mitgewirkt: Mit einem Plus von 14,1 Prozent beim Getränkeabsatz inklusive Lohnproduktion hat die Traditionsbrauerei ihr Geschäftsjahr 2022 deutlich über Marktniveau abgeschlossen. Beim Markenvertrieb Bier hat sie sogar ein Plus von 17,2 Prozent erzielt.

Wachstumsmotoren Allgäuer Büble Biere und Oberdorfer Helles

„Dazu haben unsere Allgäuer Büble Biere wiederholt einen wesentlichen Beitrag geleistet, indem wir ihren Absatz um 15,7 Prozent steigern konnten. Deutlich übertroffen wird dieses Plus sogar noch von Oberdorfer Helles, so dass wir bei Handelswaren Bier ein Absatzplus von 69,0 Prozent verbuchen konnten“, berichtet Vorstand Heinz Christ.

Allgäuer Gastronomie gewinnt, Handel stagniert

Erheblichen Anteil daran hat das Direktgeschäft Gastronomie im Heimatmarkt: Dort konnte das Allgäuer Brauhaus absatzseitig wieder um plus 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Allerdings liegt die Traditionsbrauerei in diesem Vertriebskanal noch unter Vor-Corona-Niveau 2019, konkret um minus 22 Prozent.

Umso erfreulicher ist die Entwicklung im regionalen Lebensmitteleinzelhandel und bei Getränkeabholmärkten: Während bundesweit „geliehene“ Absatzmengen aus diesem, auch in der Pandemie durchgängig geöffneten Vertriebskanal wieder spürbar an den wiederbelebten Außer-Haus-Markt zurückflossen, konnte das Allgäuer Brauhaus den Getränkeabsatz bei Allgäuer Handelspartnern auf Vorjahreslevel halten und im nationalen Getränkefachgroßhandel sogar um plus 24 Prozent steigern.

Lobende Worte vom Aufsichtsratsvorsitzenden

Von dieser außerordentlichen Leistung der Allgäuer Traditionsbrauerei zeigte sich selbst der Vorsitzende des Aufsichtsrats und zugleich Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe sichtlich beeindruckt: „Ohne Menschen kann kein Unternehmen erfolgreich sein. Denn Menschen machen auch in der Brauwirtschaft den Unterschied“, lobte Guido Mockel die „Mütter und Väter“ des Erfolgs in seiner Ansprache an die Anteilseigner, zu denen er eigens von Frankfurt nach Kempten angereist war.

Erlösminderung trotz Umsatzzuwachs

Dass sich das operative Betriebsergebnis der Traditionsbrauerei trotz Umsatzsteigerung um plus 24,5 Prozent dennoch auf 753.000 Euro im Geschäftsjahr 2022 gegenüber rund zwei Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021 vermindert hat, resultiert im Wesentlichen auf bereits prognostizierten Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen (Rohstoffe, Verpackungen, Energie, Strom, Logistik, Tarife) sowie außerordentlichen Investitionen (insbesondere Inbetriebnahme einer neuen Abfülllinie samt Abfüll- und Logistikhalle).

Projekt „Aufstieg“

Um das Allgäuer Brauhaus in einem weiterhin schwierigen Markt- und Wettbewerbsumfeld zukunftsfest zu machen, ist das Projekt „Aufstieg“ gestartet. Der Fachbereich Technik- und Logistik hat – mit Unterstützung der Firma Siemens – einen digitalen Zwilling der Braustätte erstellt, um die Liefer- und Leistungsfähigkeit anhand von Datenanalysen auf mittel- und langfristig erwartbare Anforderungen auszurichten, sowohl technisch als auch personell.

„Rahmenbedingungen und Marktrisiken wie angespannte Lieferketten, zunehmenden Fahrermangel oder demographischen Wandel und vor allem die Inflationsentwicklung, die schon jetzt verändertes Kauf- und Ausgehverhalten nach sich zieht, Handelsmarken erstarken lässt und im Discountbereich zu einer deutlichen Nachfragebelebung führt, können wir nicht ändern“, so Heinz Christ. „Umso wichtiger ist, dass wir uns in unserem Handlungs- und Verantwortungsbereich frühzeitig und bestmöglich dafür wappnen.“

Marktchancen ergreifen

Weiterhin gute Chancen sieht der Vorstand vor allem bei den Markenstandbeinen, darunter auch bei den regional beliebten Allgäuer Brauhaus Bieren: Sie präsentieren sich in diesem Jahr in neuer Ausstattung und mit einer eigenen Kampagne unter dem Motto „In Kempten geboren. Im Allgäu daheim.“ Überregional sollen vor allem die Allgäuer Büble Biere und die Marke Oberdorfer Helles ihre Erfolgsgeschichten fortsetzen, beispielsweise durch weitere Listungen im Handel. Profitieren kann die Traditionsbrauerei zudem vom Allgäu Tourismus, ob von Tagesausflüglern oder Langzeiturlaubern.

Für das laufende Geschäftsjahr geht das Allgäuer Brauhaus trotz Marktverwerfungen von einer positiven Absatz- und Umsatzentwicklung aus, sowohl im Handel einschließlich Lieferdiensten als auch in der Gastronomie. Auch für den Markenvertrieb über den Heimatmarkt hinaus sind die Aussichten gut angesichts des anhaltenden Trends zu bayerischen (Hell-) Bieren, wenngleich ein zunehmender Verdrängungswettbewerb spürbar ist. Weiter steigen werden zudem die Kostenbelastungen, einst gekannte Einkaufspreise werden nicht zurückkehren. Nicht zuletzt verlangen die Sicherung der Energieversorgung angesichts anhaltender Volatilität, die Technik sowie das Marketing-, Vertrieb- und Gastronomiegeschäft weitere Investitionen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Diese Mehrfachbelastung wird das Allgäuer Brauhaus selbst durch striktes Kostenmanagement und interne Effizienzmaßnahmen nicht vollumfänglich ausgleichen können. Infolgedessen steht das Betriebsergebnis weiterhin unter Druck, auch wenn das Ziel bleibt, ein Ergebnis zu erwirtschaften, das es der Traditionsbrauerei erlaubt, eine Dividende an ihre Anteilseigner auszuschütten.

Achterbahnfahrt geht weiter

„Dass sich einige Brauer angesichts zahlreicher Herausforderungen hingegen die Existenzfrage stellen müssen, ist ein offenes Geheimnis“, weiß Heinz Christ. „Nicht nur, weil erst die Corona-Pandemie und nun der Ukraine-Krieg auch unsere Branche kräftig durchgeschüttelt und an der Substanz genagt hat. Wer jetzt nicht gut aufgestellt ist und nicht auf Rücklagen zurückgreifen kann, hat kaum noch Handlungsspielraum.“ Auf die deutsche Brauwirtschaft kämen schwierige Jahre zu, in denen das Allgäuer Brauhaus jedoch reüssieren und seine Marktposition konsequent ausbauen will.

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Allgäuer Brauhaus-Vorstand Heinz Christ (l.) mit den Aufsichtsratsmitgliedern.